“empowerment & sharing” Selbsthilfe zur Prävention

Gemeinschaftliche Beratung S. 1

Flyer Gemeinschaftliche Beratung S. 2

Landesnetzwerk für seelisches Wohlbefinden in kultureller Vielfalt

Unsere internationale Gruppe ist ein “Ort des Zuhörens”. Wir erzählen von unseren Anliegen, dem „sharing“ und lernen Übungen zum “Empowerment”. In modernen Gesellschaften, wie in der Metropole Berlin, stehen Menschen verschiedener Herkunft und Kultur oft vor besonderen Herausforderungen, die oft zu Belastungen werden. In der “Gemeinschaftlichen Beratung”, einem systemischen Beratungsansatz, erschließen wir Zugänge zu Ressourcen, um die persönliche Belastung zu bewältigen, Förderung von „mental health“.

14-tägige Gruppentreffen als „Orte des Zuhörens“ gibt es derzeit 2x in Berlin Mitte, Neukölln, Wedding und Charlottenburg sind im Aufbau.

Wenn Sie Einladungen zu Terminen erhalten wollen, schicken Sie bitte eine E-mail an: 

Kontakt: bei Beratung(a)pepp-berlin.de.

Die nächsten Termine erfahren Sie nach einem persönlichen Kontakt.

Ort: Bitte nachfragen bei beratung@pepp-berlin.de
Die Gesprächsrunden werden von einem internationalen Team moderiert: G. Nubuhoro, St. Groitzsch, S. Caspers,  … (people of colour, europäische Migrantinnen und Fachkräfte aus internationalen Arbeitsfeldern)

Interessierte an einem Training zur Gruppenmoderation “Gemeinschaftliche Beratung” können unter dieser E-mail-Anschrift eine Ausschreibung anfordern (Veranstalter: Sozialpädagogisches Fortbildungsinstitut Berlin-Brandenburg).

Mit Unterstützung der AOK-Nordost.

Das “Landesnetzwerk für seelisches Wohlbefinden in kultureller Vielfalt” wurde 2010 mit Unterstützung von PEPP-Berlin e.V.  gegründet.

Gemeinschaftliche Beratung als Gesprächsmethode bietet  die Gelegenheit, in aktuellen Anliegen der Lebensführung, bei seelischer Verletzung und psychischer Belastung neuen Zugang zu eigenen Ressourcen und in der eigenen Lebenswelt zu erhalten (Förderung von Resilienzpotentialen). Damit fördern wir gesellschaftliche Inklusion und Entfaltung der je unterschiedlichen persönlichen Fähigkeiten. In der Gruppe wird ein Freiraum eröffnet, sich mitzuteilen. Sie lädt mit dem notwendigen Respekt zum “sharing“ über das Anliegen und seinem Problemsystem ein. Das Gespräch verlässt die Klientenfokussierung und sucht als reflektierendes Team einen Austausch von Lebenserfahrungen zu Schlüsselthemen des Problemsystems. Die Identifikation der Schlüsselthemen bedarf einer besonderen Sorgfalt und Fachkenntnis, um die Fallsituation zu verlassen und zum Austausch von Lebenserfahrungen und Handlungsoptionen zu kommen. Die Person des Anliegens hört zu und nimmt als Handlungsoptionen mit, was ihr oder ihm plausibel erscheint.

Das Gespräch wird durch ein Ritual des Zuspruchs und Gesten des „Empowerments“ positiv verstärkt. Die Gruppensituation ermöglicht Resonanz, Ebenenwechsel, Perspektivenvielfalt und mobilisiert Resilienzpotentiale. Im Gespräch entsteht ein Halt gebendes Klima, das Vertrauen und Lebenskraft schöpfen hilft. Lösungen rücken in greifbare Nähe.

Die Gesprächsleitung liegt bei Mitgliedern eines internationalen Teams: deutsche Mittelständler, Flüchtlinge. Studierende aus verschiedensten Ländern, people of colour, europäische Weiße, Menschen unterschiedlicher Herkunft und Kultur. Die Gruppe ist offen, ermöglicht den Anliegenträgern den Freiraum zu nutzen, ihre Geschichte zu erzählen und Subjekte ihrer Geschichte zu bleiben.

Beispiele:

(Namen und Personenangaben geändert)

Vianna (36 J.), Kolumbien/Deutschland

Vianna ist in Berlin geboren, Mutter aus Kolumbien. Sie leidet unter Alpträumen mit Schweißausbrüchen, Nadelstichen, denen zumeist eine depressive Phase folgt. Vianna und ihr Lebensgefährte leben getrennt, sehen sich noch gelegentlich.

Schlüsselthemen: Angst, Schuldgefühle wg. früher Abtreibung, Aussöhnung.

Regina (52 J), Brasilien / Deutschland

Regina lebt seit vielen Jahren in Berlin und ist mit einem deutschen Mann verheiratet. Sie haben einen gemeinsamen erwachsenen Sohn, der mit seiner suchtkranken Frau zusammenlebt. Die Suchtkrankheit kommt in der Familiengeschichte wiederholt vor.

Schlüsselthemen “doppelte Abhängigkeit” und “Verantwortung übernehmen”

Maria Lena (32 J.), Mexiko/Deutschland

Maria lebt in einem Studentenwohnheim und studiert mit großem Erfolg Germanistik. Sie verfällt häufiger in Angstzustände mit Schweißausbrüchen. Das führt sie zu Orientierungslosigkeit und sie fühlt sich gelähmt. Sie kennt die Angstzustände aus ihrer Kindheit, als ihre Mutter mit ihr als kleinem Kind ihren Vater im Bürgerkrieg in Guatemala besuchte. Heute leben die Eltern getrennt in Mexiko und Spanien.

Schlüsselthemen: Angst, Versöhnung, Kindheitserinnerungen

Luìsa (49 J.), Brasilien/Deutschland

Luisas Tochter ist 14 Jahre alt, provoziert die Eltern durch schwarze „Totengräberkleidung“, extremen Schmuck, durchgestochene Nasen- und Backenringe, rechte Kopfhälfte kahl rasiert. Ihr Mann vertritt eine Haltung des Vertrauens zur Tochter. Sie fühlt sich abgrundtief verletzt durch ihr Auftreten und zeigt Anzeichen einer Depression. Täglich gebt es mehrfach Konflikte, die in Streitereien ausufern. Sie suchte bereits wiederholt Unterstützung beim Hausarzt

Schlüsselthemen: Kontrolle und Lebensbegleitung in der eigenen Jugend, das „eigene Leben leben“, Verantwortungsbereiche, Freiräume und Grenzen, Regeln.

José (45 J), Herkunft Schweiz/Brasilien

José berichtet von Träumen, in denen ein früherer Freund und Arbeitskollege erscheint, der sich in einer Phase der Depression selbst umgebracht hat, Er war verheiratet, ein Kind. Er hört ihn sagen: Komm und hilf mir! Das Grundgefühl ist für Josè angenehm. Er fürchtet sich jedoch davor, dass seine Lebenssituation sich ändern könnte und er sich zu Suizid aufgefordert sehen könnte. Im Laufe des Gespräches berichtet er von einem eigenen Suizidversuch als Jugendlicher.

Schlüsselthemen: soziale Beziehungen aktiv gestalten: Der Krieger vs. der liebevolle Freund, Schuldgefühle in Situationen des Verlassens, Selbstmord, Abschied.

Salvador (42 J), Brasilien/Deutschland

Salvador lebt seit geraumer Zeit in Deutschland, arbeitet und studiert auf eine Promotion. Er leidet unter depressiven Stimmungen und hat Mühe, seinen Alltag zu organisieren, um beiden Anliegen und seinen Wünschen nach Privatleben zu entsprechen.

Schlüsselthemen: Erwartungshaltungen, Freiheit und Verantwortung.

Bruno (48 J.), Brasilien/Deutschland

Bruno hat eine schwerkranke Tochter und lebt in Berlin. Sie leben von Gelegenheitsjobs. Die Tochter wird stationär behandelt. Er leidet unter Isolation, Armut, Depression.

Schlüsselthemen: eigener Lebensweg, Liebe, Beziehungsnetz.

Rafaela (52 J.), Brasilien/Deutschland

Rafaela bekommt „keinen Boden unter die Füsse“, verzweifelt an ihren Aufgaben im Beruf, erste Symptome von „burnout“.

Schlüsselthemen:  Abgrenzen, Prioritäten setzen, Freunde aus gleicher Sprachgruppe suchen, Opferhaltung überwinden.

Nancy (45 J.), Kamerun/Deutschland

Nancy ist zu Besuch und ihr Freund lebt in Berlin, hat eine Tochter (2 Jahre alt). Sie steckt in einer Dilemma-Situation: Beim Freund bleiben und heiraten, dann verliert sie ihre Arbeit als Beamtin in Kamerun.

Schlüsselthemen: Zielebenen und Zielhierarchien, Erwartungshaltungen klären.

Larie (36 J.), Gabun/Deutschland

Larie hat mit ihrem Lebensgefährten eine 1 ½ jährigen Sohn, hat sich vom Vater getrennt. Sie lebt in einer Schutzwohnung, scheut sich, den Namen des Vaters beim Sozialamt anzugeben („anklagen“).  Er ist arbeitssuchend.

Schlüsselthemen: Beziehung, Rollenklärung, Verantwortung.

Reisy (34 J.), Kongo/Deutschland

Reisy ist vor 2 Jahren aus dem Ostkongo nach Kinshasa mit einem Militärangehörigen umgezogen. Mit seiner Unterstützung konnte sie nach Europa reisen. Heute ist sie in psychologischer Behandlung und hat zum Ziel, in ihre Heimat Ostkongo zurück zu kehren. Sie leidet unter Angstzuständen, ist aber gewiss, dass sie zurückkehren will.

Schlüsselthemen: Angst, Abschied organisieren.

Natan (42 J.), Deutschland

Natan fühlt sich in Gruppen isoliert und ausgegrenzt. Er hatte eine längere Therapiephase hinter sich.

Schlüsselthemen: Selbstzweifel, Beziehungen gestalten.

Daniel (28 J.), Kenia/Deutschland

Daniel studiert Maschinenbau im 3. Semester, hat sprachlich und inhaltlich große Mühe den Anforderungen seines Studiums zu entsprechen. Sein Onkel hat ihm ein Grundstück in seinem Heimatdorf geschenkt, auf dem er eine Schule bauen soll. Daniel zeigt mehrfache Symptome eines burnout.

Schlüsselthemen: Erwartungshaltungen klären, Eigenständigkeit der Projekte (Entwicklung und Studium), seinen Alltag organisieren, Lernpartnerschaften.

 

Nariel (42J.), Brasilien/Deutschland

Nariel hat sich von ihrem deutschen Mann getrennt und lebt mit ihrem 15-jährigen Sohn seit 17 Jahren in Berlin. Seit mehreren Jahren pflegt sie eine liebevolle Beziehung zu Manfred, der in einem anderen Stadtteil Berlins eine eigene Wohnung hat, und als Selbständiger großen beruflichen Erfolg. Sie arbeitet als Ergotherapeutin. Sie spürt, dass sie in ihrer Beziehung zu Manfred einen Schritt weitergehen will, scheut aber, mit ihm zusammen zu ziehen. Grund sind die schlechten Erfahrungen der Trennung von ihrem ersten Mann, die sie in einer Therapie aufgearbeitet hatte. Gleichzeitig fühlt sie sich für ihren Bruder verantwortlich, der in Brasilien lebt und drogenabhängig ist. Sie wacht oft nachts auf, hat Schweißausbrüche, außerdem befällt sie ein Juckreiz, der ganz stark an den Beinen aufbricht.

Schlüsselthemen: Grenzen ziehen, Beziehung aktiv gestalten, Dilemma-Situationen, Verantwortung wahrnehmen.

Tobias (52 J), Elfenbeinküste/Deutschland

Tobias kam vor 25 Jahren als Flüchtling nach Deutschland. Viele Jahre lebte er in Heimen, war geduldet. Er ist Elektriker von Beruf, verheiratet, zwei erwachsene Kinder, die beide Medizin studieren. Seine Frau arbeitet halbtags als Reinigungskraft. Er arbeitet seit drei Jahren als Lagerarbeiter als Leiharbeiter bei einer Firma für Zeitarbeiter. Diesen Monat hat er einen Sprachkurs absolviert, um eine Fortbildung in seinem Beruf machen zu können.  Das Jobcenter stellt sie in Aussicht, sofern er einen deutschen Pass beantragt. 

Schlüsselthemen: Empowerment, networking, Kraftquellen, biografische Rückschau

Marie-Anne (27 J) Tschad/Deutschland

Marie-Anne lebt seit 2 Jahren in Berlin, hat zwei Kinder, die bei ihrer Mutter im Tschad leben. Sie fühlt sich sehr einsam in Berlin. Sie macht einen Sprachkurs. Nach früheren Sessions hat sie die Anerkennung ihres Soziologiestudiums eingereicht und kann morgen das Dokument abholen. Sie ist glücklich, hat aber keinen Freundeskreis, um dies zu feiern. Bei vielen Landsleuten spielt Alkohol eine bestimmende Rolle.

Schlüsselthemen: Einsamkeit, networking, Kraftquellen